Wohnen wie andere auch
Am Donnerstag, den 5. Mai 2016, findet der „Tag der Inklusion“ für Menschen mit Behinderungen in Österreich statt. Die Lebenshilfe Vorarlberg sowie ihre Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter nehmen dies zum Anlass, auf das selbstbestimmte Wohnen hinzuweisen.
Im Hinblick auf die Inklusion, also die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in unserer Gesellschaft, ist es wichtig, dass neue begleitete Wohnangebote geschaffen werden. Denn auch Menschen mit Behinderungen sollen frei entscheiden dürfen, wie und wo sie leben. Dafür setzt sich die Lebenshilfe Vorarlberg ein und entwickelt auch mit dem Land Vorarlberg bereits seit Jahren neue bedarfsgerechte Wohnmodelle. „Gerade ältere Angehörige wenden sich immer mehr an uns, da sie sich aufgrund ihres Alters oder einer Krankheit nicht mehr in der Lage sehen, die Betreuung bei sich zuhause weiter zu übernehmen. Bereits jetzt haben wir hier einen dringenden Bedarf, dem immer schwerer entsprochen werden kann. Um auf die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Menschen mit Behinderungen eingehen zu können, braucht es verschiedene Wohnformen, die teils traditionelle Strukturen überwinden. Im Fokus steht dabei, Brücken zwischen stationärer und ambulanter Begleitung zu bauen“, erklärt Andreas Dipold, Geschäftsbereichsleiter Wohnen der Lebenshilfe Vorarlberg.
Ein schrittweiser Ausbau der begleiteten Wohnangebote ist im Land auch dringend notwendig. „Wir begrüßen daher die Initiative des Landes, eine Bedarfserhebung zu machen, deren Ergebnis Ende des Jahres vorliegen wird. Diese wird genau aufzeigen, wie viele und welche Wohnangebote für Menschen mit Behinderungen in den nächsten Jahren benötigt werden“, so Andreas Dipold weiter.
Vielfältige Wohnformen notwendig
Im Fokus der unterschiedlichen Wohnmodelle der Lebenshilfe stehen immer die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Person. Ein Beispiel ist der sogenannte „Garconnierenverbund“. Bewohnerinnen sowie Bewohner aus dem Lebenshilfe-Wohnhaus Gallusstraße ziehen im September 2016 in ein Mehrparteien-Wohnhaus in der Heldendankstrasse. Sie mieten hier nebeneinanderliegende Garconnieren und werden von Mitarbeiterinnen sowie Mitarbeitern der Lebenshilfe bedarfsgerecht begleitet. Durch einen Gemeinschaftsraum mit Küche kann dem Wunsch nach Gemeinschaft, aber zugleich auch dem nach Privatsphäre in der eigenen Wohnung entsprochen werden. „In Bezug auf Inklusion ist die klassische Wohnform in einem Wohnhaus kritisch zu sehen, auch wenn dieses für einige Menschen mit Behinderungen ein geeignetes Wohnumfeld bietet. Wichtig ist: um selbstbestimmtes Wohnen für Menschen mit Beeinträchtigungen umzusetzen, braucht es dringend die Vielfalt an verschiedenen Wohnmodellen“, betont Andreas Dipold.
„Das Wichtigste ist die Wahlfreiheit“
Für die Selbstvertreterinnen und Selbstvertreter der Lebenshilfe ist bei der Schaffung neuer Wohnplätze folgendes entscheidend: „Das Wichtigste für jeden erwachsenen Menschen ist die Wahlfreiheit – also wo und wie ich leben bzw. wohnen möchte. Man sollte nicht etwa gegen seinen Willen in ein Pflegeheim abgeschoben werden. Auch Menschen mit hohem Unterstützungsbedarf sollte es möglich sein, in einer eigenen Wohnung mit entsprechender Begleitung, etwa persönlicher Assistenz, leben zu können. Auch der Kontakt zu den Nachbarn sowie allen anderen in der Gemeinde ist sehr wichtig – und dass die Person in der Region bleiben kann, wo sie sich wohlfühlt. Das selbstbestimmte Wohnen für Menschen mit Behinderungen fordert die UN-Behindertenrechtskonvention bereits seit 2008 und auch wir Selbstvertreterinnen sowie Selbstvertreter“, betont Siegfried Glössl.
Auch Menschen mit Beeinträchtigungen können in einer eigenen Wohnung mit Unterstützung leben – wie etwa Tamara Voppichler (r.), hier mit Petra Zettel (Lebenshilfe Vorarlberg).#
Marie-Luise Abler freut sich täglich auf die Post in ihrem ersten, eigenen Briefkasten.
Geschäftsbereichsleiter Andreas Dipold ist für den Wohnbereich der Lebenshilfe Vorarlberg zuständig.
Siegfried Glössl ist gewählter Selbstvertreter der Lebenshilfe Vorarlberg.